Zimmerberg
Sihltal

«Wir brauchen noch mehr Arbeitsplätze»

Der oberste Planer des Bezirks Horgen tritt ab. Acht Jahre lang war der Richterswiler Architekt Ruedi Hatt Präsident der Zürcher Planungsgruppe Zimmerberg (ZPZ). Mitte 2018 nimmt er den Hut. Weshalb unsere Region so prosperiert und woran wir noch arbeiten müssen, sagt er im Interview.

Ruedi Hatt, Sie sind seit acht Jahren Präsident der Zürcher Planungsgruppe Zimmerberg (ZPZ). In der letzten Sitzung haben Sie bekannt gegeben, dass Sie auf Ende der Amtsperiode im April 2018 zurücktreten. Weshalb dieser Schritt?
Nach zwei Amtsdauern als ZPZ-Präsident ist es für mich der richtige Zeitpunkt, um das Präsidium der nachfolgenden Generation zu übergeben. Mit 68 Jahren möchte ich neuen Kräften Platz machen. Wahrscheinlich etwa im Juni 2018.

Können Sie schon etwas zu Ihrer Nachfolge sagen?
Nein, es ist noch alles offen. Es können sich ja auch Personen zur Wahl stellen, die bisher noch nicht im Gremium vertreten sind. Ich bin gespannt, wer sich für dieses Amt interessiert.

Kommen wir zur Region. Vor 30 Jahren haben Experten dem Bezirk Horgen keine Chance auf eine prosperierende Zukunft gegeben. Doch sie lagen falsch. Inzwischen hat sich unser Bezirk im Wettbewerb um Arbeitsplätze, Investoren und Steuern landesweit unter die zehn Top-Standorte vorgearbeitet. Was macht unsere Region so attraktiv?
Das Spezielle ist einerseits die wunderschöne und privilegierte Lage am Zürichsee, andererseits die Tatsache, dass der Bezirk Horgen verkehrstechnisch hervorragend erschlossen ist. Man ist schnell in der Stadt, am Flughafen und damit in der ganzen Welt. Dazu kommt, dass wir uns zu einem wichtigen Bildungs- und Forschungsstandort entwickelt haben. Denken Sie nur an die IBM in Rüschlikon oder die Agroscope in Wädenswil. Diese Forschung bringt Wissen, Arbeitsplätze und wirtschaftliches Wachstum in unsere Region. Davon profitieren wir alle.

Woran gilt es nun noch zu arbeiten?
Uns in der ZPZ ist es ein grosses Anliegen, dass wir die Arbeitsplätze in der Region noch vermehren können. Viele Industrie-Arbeitsplätze sind in den letzten Jahren aufgehoben worden. Wo früher Produktionsbetriebe standen – zum Beispiel entlang der Seestrasse – wohnt man heute. Deshalb bemühen wir uns um neue Arbeitsplatzgebiete im Bezirk. In Wädenswil nahe der Autobahneinfahrt entsteht gerade ein neuer Gewerbe- und Industriepark. Auch die Entwicklung im Industriequartier Fällmis in Samstagern ist noch nicht abgeschlossen. Aber es braucht noch mehr.

Weshalb sind denn mehr Arbeitsplätze so wichtig?
Das Problematische am Wachstum einer Region ist ja immer, dass der Verkehr zunimmt. Und er strömt immer in die gleiche Richtung. Am Morgen fahren die Menschen nach Zürich zur Arbeit, am Abend wieder zurück nach Hause. Alle gleichzeitig. Wenn der Arbeitsplatz hingegen nahe beim Wohnort liegt, werden diese Pendlerströme reduziert. Ausserdem ist eine gute Durchmischung von Arbeit und Wohnen wichtig, damit wir im Bezirk nicht zu Schlafgemeinden werden. Wer hier wohnt und arbeitet, ist stärker mit der Gemeinde und dem Bezirk verbunden und auch bereit, sich für das Leben hier zu engagieren.

Apropos Leben: Die Prosperität unserer Region hat auch Einfluss auf das Bevölkerungswachstum. Laut Berechnungen des Kantons wird der Bezirk Horgen 2040 rund 153’000 Einwohnerinnen und Einwohner zählen. Das sind 31’000 Menschen mehr als heute. Wo werden sie wohnen?
Das sehe ich ganz entspannt. Wir beobachten ja bereits, dass die sogenannte innere Verdichtung funktioniert. Konkret: Ältere Bauten von mehr als 80 Jahren werden ersetzt. Die neuen und optimierten Gebäude verfügen über mehr Wohnungen. Das ist eine ganz natürliche Entwicklung, die auch sehr harmonisch abläuft. Ausserdem können ja nur dann mehr Menschen in den Bezirk kommen, wenn auch genügend Wohnraum vorhanden ist. Und dies kann jede Gemeinde so steuern, wie sie möchte. Ich bin deshalb zuversichtlich, dass dieser Prozess problemlos ablaufen wird.

Zur Person
Ruedi Hatt ist Architekt und lebt in Richterswil, wo er auch sein Architekturbüro führt. Bis 2010 war er 24 Jahre lang im Gemeinderat Richterswil engagiert, davon 13 Jahre lang als Präsident. Gleichzeitig vertrat er während vieler Jahre die FDP im Zürcher Kantonsrat. Ruedi Hatt ist 67 Jahre alt, verheiratet, Vater und Grossvater und spielt leidenschaftlich gerne Tennis.

Zürcher Planungsgruppe Zimmerberg
www.zpz.ch